Derzeit ist viel über die Q3 Ausgabe des Deutschen Finanzierungsindex (DIFI) zu lesen. Dabei werden prägnante Formulierungen wie “Immobilienmarkt im Aufwind – Kreditgeber verlassen Tal der Tränen” und „Die Stimmung unter den Immobilienfinanzierern ist wieder positiv“ genutzt. Das liest man gerne – aber Vorsicht, der Index wird oft missinterpretiert:
Der Index ist kein Stimmungsbarometer, das messen soll, wie gut oder schlecht die Stimmung in der befragten Gruppe von 27 Experten ist. Er gibt nur an, ob sich die Stimmung in der befragten Gruppe verbessert oder verschlechtert hat.
In Analogie zum meteorologischen Barometer beobachtet der DIFI also 27 Barometer und zeichnet auf, wie viel Prozent davon sich verbessert oder verschlechtert haben. Wenn sich 9 Barometerstände verbessert und 18 verschlechtert haben, dann saldiert der Index 33,3% Verbesserung und 66,7% Verschlechterung und kommt so zum Indexwert -33,3.
Daraus ergibt sich aber nicht, ob die Barometer (einzeln und im Schnitt) gerade Tiefdruck oder Hochdruck anzeigen. Einen solchen Stand kann man auch nicht aus den Zeitreihen durch Addition der Indexwerte konstruieren, weil man nur die Richtung, aber nicht das Ausmaß der Veränderung kennt. So könnte es im obigen Beispiel sein, dass sich die 9 Barometer um jeweils zehn Einheiten verbessert haben, die 18 aber nur um jeweils eine Einheit verschlechtert. Per Saldo hätte sich die Messzahl dann um 90-18 = 72 Einheiten verbessert, obwohl sich 2/3 der Barometer verschlechtert haben und der Indexstand daher den Negativwert -33,3 ausweist.
Die Konstruktion des DIFI Index hat Vorteile, weil sie notorische Probleme vermeidet: es ist für die Befragten schwer, ihre Stimmung über den Zeitablauf robust auf einer Skala einzuordnen. Die Aussage, ob man sich besser oder schlechter oder gleich fühlt als vor drei Monaten ist viel einfacher. Daher haben sich die Erbauer des Index wohl für eine weniger aussagekräftige, aber dafür zuverlässiger zu messende Größe entschieden. Die ‘echten’ Stimmungsbarometer von BF.Direkt und VDP sowie einzelnen Hypotheken-banken machen das anders. Es wäre mE gut, wenn im DIFI Report die Besonderheit des Index klarer herausgestellt würde.
Prof. Dr. Lutz Johanning (WHU – Otto Beisheim School of Management)